Telefonieren fällt aus, als Stadthundehalter habe ich dafür eine Menge Spezilisierungen entwickelt:
hellsehender fröhlicher Abrufer vom Dienst, Naturbeobachter, Eichhörnchen und Kaninchen Erstentdecker, erfolgreicher Hundebegegnungsmanager , erfolgloser Hundebegegnungsmanager , Verkehrsbeobachter Schwerpunkt: Kehrmaschinen, Mopeds, Feuerwehrdrehleiterwagen und Betonmischmaschinen, sowie Situationserklärer aller Art.

Leider habe ich immer noch große Schwächen beim Thema: überall liegen Essensreste rum. Der Spagat zwischen zu viel Überwachung durch den Menschen und ausreichende (Handlungs-)Freiheit für den Hund ist manchmal schwer.
Christi ist heute mal wieder übel, weil sie wieder irgendeinen Mist draußen gefressen hat (Hundefürze können wirklich bestialisch sein )

Zum Thema:
Die meiste Zeit pöbelt Christi nicht, schaut überrascht wenn sie einem Leinenpöbler begegnet. Wenn sie sich bei Hundebegegnungen verspannt, hilft bei uns freundliches ansprechen und einen Bogen gehen, oder abwarten und sich den ankommenden Hund in Ruhe anschauen. Wichtig bei ihr keinen Zug auf die Leine.

Dann gibt es einen Leinenpöbler bei uns in der Straße, da wird aber richtig zurück gepöbelt. Im Park spielen sie aber ganz wunderbar zusammen. Das ist mehr so ein Hobby zwischen den beiden.

Dann gibt es eine Lieblingsfeindin da hilft nur ausweichen. Da versteht sie keinen Spaß mehr. Beide Menschen sind sich einig, mal wechselt der eine dann wieder der andere die Staßenseite. Alle Annäherungsversuche sind gescheitert.

Letztens sind wir einem Pöbler begegnet, dessen Frauchen sich sehr bemüht hat und der Hund hat auch versucht sich ruhig zu verhalten, da springt doch nicht mein kleines Biest vor und löst den Leinenpöbler aus. Der armer Kerl ist total ausgerastet, und Christi geht ganz artig und ruhig an ihm vorbei als hätte sie nix gemacht. Das armer Frauchen total gestresst....

Zum Schluss haben wir noch einen jungen Rüden, der nie Hundekontakt haben darf, den hört man schon immer wenn ich noch in der Wohnung bin, aber das ist kein bellen das klingt mehr wie kreischen. Der ist glaub ich nur verzweifelt. Hier ist es so, dass die Besitzerin große Angst hat, dass der Hund wegläuft ohne Leine und es Probleme gibt mit unkastrierten Rüden. Da er sich aber so irre verhält, hat keiner Bock den hundekontakt an der Leine zuzulassen. Diese Familie erzieht diesen Hund mehr nach dem Prinzip gehorche und mach Sitz! Und mit Leinen ziehen. Gegen das Pöbeln hat das noch nicht geholfen.

Fast hätte ich den kleinen bissigen Macho-chihuahua am Ende der Straße vergessen, der wird immer hochgehoben, damit er den größeren Hunden nicht weh tut. Der hat verdammt schlechte Laune, aber seine Frauchen hat er gut im Griff.

Also einsam ist es bei uns in der Straße nicht

Oh JA!!!
Es ist so herrlich treffend beschrieben!
DANKE!
Irgendwie wird es leichter für mich, wenn ich die Abenteuer und Herausforderungen anderer lese.
Und verstehe:
Ich bin nicht allein.

Auch dies ist ein mieses, fieses Beispiel, wie es in der Stadt abgehen kann:
(Ich weiß nicht, ob es das auf dem Land derart konzentriert gibt?!)
Gestern bei einem meiner Lieblingsgassegeh-Ressorts angehalten, ausgestiegen, da kommt mir bereits ein aufgeregter Mann mit seinem Hund entgegen und warnt:
Nicht hier Gassi gehen, haben Sie denn die Aushänge nicht gesehen? Seit Samstag sind hier zich Giftköder ausgelegt.
(Grenzstreifen Berlin-Frohnau)
Ein Hoch auf die Loaylität der Hunde-Menschen untereinander.
Danke, Lebensretter, denn das wäre bei meiner "Fressmaschine" Brandy ganz sicher bitter schief gegangen ...

Wir sind ja jetzt aus verschiedenen Gründen ins Dorf gezogen. Mehrfamilienhaus, Mehrhundehaus. Direkt am Haus fängt der Schlosspark Marquardt an, quasi ein geduldeter Hundeauslauf. Bislang sind wir nur äußerst gechillten Menschen begegnet, selbst wenn Frollein LuLu mal wieder meint, an wildfremden Menschen hochspringen zu müssen. Exemplarische Antwort einer Frau, bei der ich mich deswegen entschuldigen wollte: "Nee, nee, das war meine Schuld. Ich habe versehentlich einen Tannenzapfen weggekickt, das hat der Hund wohl als Spielaufforderung aufgefasst." Wenn ich mir dieselbe Situation in Berlin oder Potsdam Innenstadt vorstelle, wäre dort die Reaktion wohl anders ausgefallen... Da die Maus auch gerne an der Leine mal den Dicken raushängen lässt, bin ich heilfroh, sie meistens unangeleint laufen lassen zu können. Und dadurch ist auch sie viel entspannter. Sie muss jetzt nicht mehr zu jedem Hund hinrennen, wenn´s nicht passt, dann passt es eben nicht.
Außerdem gibt es mir selber seeeeehr viel Sicherheit, dass die Rennsemmel bislang die schnellste im Park ist. Gestern hatten wir die Situation, dass ein Schäfer-Labbi-Mix (?) angefangen hat, sie zu jagen. Also nicht im Spiel, sondern richtig mit Bürste. Es war für sie kein Problem, ihm wegzurennen. Ich habe sie dann gerufen, sie kam auch sofort und ich konnte den Großen blocken. Keine Ahnung wie die Situation gewesen wäre, wenn einer oder beide Hunde an der Leine gehangen hätten. Also ja, Stadt ist viel, viel anstrengender, nicht nur für den Hund sondern auch für mich. In der Stadt musste ich viel mehr für den Hund regeln, auf dem Land kann sie vielmehr selber machen, um für sie unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Wenn sie da einen Bogen macht, landet sie eben nicht sofort unterm LKW. Ich verstehe jetzt auch, warum unsere Trainerin so wenig von eingezäunten Hundewiesen hält.