Hier noch mal niedergeschrieben, weil es ja uns alle betrifft - schon betroffen hat oder noch betreffen wird - vielleicht findet sich der eine oder andere in dem wieder, was ich mir hier so von der Seele schreibe

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Ergänzung zu meinen Beitrag R.i.P. Cala +06.05.2020 Es zerreißt mich innerlich 😰
Ich habe leider, wie ihr sicher auch - einige „Freunde“ und Familienangehörige die das starke Gefühl, dass ich zu Cala hatte nicht nachvollziehen können, die meine Trauer für unangemessen und überzogen halten … aber es sind allemal Menschen, die selber gar keine Haustiere haben und somit in meinen Augen nicht mitreden können. Ich versuche diesen Zeitgenossen jetzt noch mehr als sonst aus dem Weg zu gehen.
Allein, dass ich mein Avantar bei WhatsApp geändert hatte und daraufhin, selbst nach 2 Wochen nichts gekommen ist, zeigt mir wie wenig Empathie sie in sich tragen. Angefangen von der Chefin meines Mini-Jobs, wo Cala schon seit 3 Jahren immer mitgegangen war und dort wie unsichtbar unter den Tresen der Rezeption oder unter dem Schreibtisch lag und bis hin zu einer „Freundin“, die sie auch schon 13 Jahre kannte und bevor ich mir so Kommentare, wie „stell dich nicht so an, das war doch nur ein Hund“ anhören muss halte ich mich von solchen Leuten fern.
Sie hatten und habe nie verstanden, was Cala für mich bedeutete. Nachdem ich mich von meinem Mann getrennt hatte, eine kurze Beziehung anschließend noch hatte und dann wirklich ein Jahr vollkommen alleine war, war Cala in mein Leben getreten und mit ihr verbrachte ich dann mehr Jahre zusammen als mit meinem Partner.
Bis auf die Tierschutz-Spanienreisen war sie jeden Tag des Jahres bei mir und auch oft den ganzen Tag, weil ich sie früher zum Computer-Unterricht und in den letzten Jahren auch zu meinen Mini-Job an die Rezeption eines Sportparks mitnehmen konnte. Nur wenn ich zum Arzt oder Einkaufen ging, was sie Zuhause geblieben.
Sie hat mich auf Reisen nach Spanien, Holland, Luxemburg, Tschechien und innerhalb Deutschlands begleitet … 1000de von Kilometer waren wir zusammen in Auto und wir sind stundenlange Spaziergänge zusammen gegangen und ich habe die Natur über die ganzen Jahreszeiten hinweg kennen gelernt, wie niemals zuvor.
Zuhause war sie die meiste Zeit immer brav an ihren Platz oder hing auf dem Balkon ab, aber sie war sofort zustelle, wenn ich einen Joghurtbecher in die Hand nahm und wartete geduldig, bis ich den Löffel rausnahm.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich geheult hatte, als ich zwei Tage nach ihrem Tod einen Joghurt aß und am Ende bemerkte, dass da niemand mehr ist der den Joghurtbecher sauber leckt. Niemand mehr da, der sofort angerannt kommt, wenn die Tür des Kühlschranks aufgeht.
Es sind tausende von Ritualen, vom allmorgendlichen wach werden bis zum Schlafen gehen. Niemand mehr der aufgeregt vor dir her tänzelt, wenn du wach wirst und eigentlich nur auf Toilette willst aber erwartet: jetzt gibt es gleich ein kleines Stückchen Würstchen (versteckt waren da ihre Tabletten). Zwei Tage lang, nach ihrem Tod hatte ich vergessen meine eigene Schilddrüsen-Tabletten einzunehmen, weil das Ritual an die Tablettenbox an den Küchenschrank zu gehen galt mehr ihr als mir. Ich war zu 100% für sie verantwortlich … zu keinen Menschen habe ich diese Verantwortung jemals in dieser Form und ein lebenlang gehabt.
Eine Freundin meinte mal zu mir: sie sind wie Kinder, nur dass diese mit 13/14 Jahren nichts mehr von dir wissen wollen und aus dem Hause gehen während deines Haustiers bleibt und dich so liebt wie immer.

Mit der Trauer umgehen … nicht so leicht und je nach Lebenssituation und Charakter des Zweibeiners sicher sehr verschieden. Manch gut gemeinten Ratschläge habe ich mir zu Herzen genommen und bei anderen wußte ich sofort: das ist nicht meins.

Corona, besser gesagt, den zum Teil etwas überzogenen Regeln und Einschränkungen geschuldet lief das ganze „Drum-herum“ bei Cala´s Tod anders ab, wie unter normalen Umständen.
Da in der Tierarztpraxis nicht alle Ärzte, so wie sonst anwesend waren (immer nur die Hälfte und dann in zwei Schichten), gab es mehr Kunden (Vierbeinige Patienten) wie sonst, die draußen auf der großen Terrasse und im Innenhof-Garten auf Stühlen und Bänken verteilt saßen und warteten. Einen Zeitnahen Termin am Montag, den 04. Mai war nicht möglich und ich wollte schon, dass Cala´s Lieblingsärztin sie auf die Reise schickt und niemand, den sie nicht kannte und vertraute. Meine Schwester konnte an den Tag mich nicht begleiten, weil sie in einer Kölner Klinik arbeitet und so kurzfristig keinen halben Tag frei bekommen konnte. Ich war mir sicher, dass ich den Weg, mit den Auto zum Tierpraxis noch geschafft hätte aber nicht mehr zurück. Zum Glück bot mir das Frauchen von Cala´s ihren Gassi-Geh-Friends Lucky an, mich zu fahren und auf mich draußen, vor der Praxis zu warten.

Einen Tag zuvor hatte ich mich noch mit meiner Schwester getroffen, sie wollte unbedingt Cala noch mal sehen. Sie machte noch mal einige gemeinsame Fotos mit ihr im Park und wenn ich jetzt die Fotos sehe, erschrecke ich mich, wie mitgenommen Cala aussieht, aber auch mir sah man den Abschiedsschmerz schon von weiten im Gesicht an … Es kostete mich bis zum letzten Augenblick so viel Kraft und Überwindung ihr nicht zu zeigen, wie sehr mich das alles mitnahm aber ich denke, sie konnte es mir ansehen.

Kein übertriebenes Ankuscheln, Abküssen oder ähnliches – stattdessen jeden Tag, der gleiche Ablauf, wie die Jahre zuvor: Morgens und mittags die große Gassi-Runde mit Mailow und Lucky aber viel mehr Leckerchen, als sonst … alles was die letzten 1,5 Jahren von Speiseplan gestrichen wurde, durfte sie jetzt fressen.

Morgens vor der ersten Gassi-Runde in Begleitung, machten wir noch einem gemeinsamen Runde am Rhein entlang … wir beide ganz alleine … um 7 Uhr und bei strahlendem Sonnenschein.

Am Mittag hatten wir, nach der letzten Mittags-Gassi-Runde noch eine Stunde für uns beide allein gehabt und dann wurden wir auch schon abgeholt.
Euthanasie vom altgriechischen εὐθανασία; von εὖ eu, „gut, richtig, schön“, und θάνατος thánatos, „der Tod, das Sterben“
Natürlich ist es, für eine von Schmerzen geplagtes Tier, dass sie nur noch erträgt, weil es alle paar Stunden eine Novalgin Tablette bekommt ein erlösender Tod aber für einen selber, sind es unermessliche Gewissenqual und die belastete mich Tage vorher und viele Tage danach.

Nach dem es passiert war, konnte ich noch einige Minuten allein mit ihr im Behandlungszimmer bleiben. Ich schaute auf die Uhr: 15 Uhr hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen und als ich so mit ihr alleine war, fing ich an zu weinen, wie selten in meinen Leben zuvor … ich umarmte sie, so fest als wollte ich ihr den Tod aus den kleinen, geschundenen Körper drücken.
Seit Tagen wußte ich, es würde geschehen und doch konnte ich es nicht glauben … ein schrecklicher Traum aus den man doch wach werden müßte und es wäre nichts geschehen. Es kostete mich so viel Überwindung aus den Behandlungszimmer raus zu gehen und ihren leblosen Körper dort allein zu lassen.

Nicht alleine sein ...
Draußen nahm mich Lucky´s Frauche ganz feste in den Arm … scheiß Sicherheitsabstand, scheiß Corona …
Dann nahm sie mich erst mal zu sich nach Hause und wir saßen fast 2 Stunden bei ihr auf der Terrasse im Garten und sprachen über ihre verstorbenen Hunde und um die vielen gemeinsame Erinnerungen mit Cala … die schon seit 2010 immer mit ihren Lucky die Mo, Di, Mi Gassi-Runden mitlief.
Als ich ohne Cala bei ihr ins Haus kam, war Lucky sehr irritiert und zog sich von uns zurück … am Montag, die Woche darauf wollte er auch erst, gar nicht hoch ins Auto bei mir springen und er brauchte 2 Wochen, bis letzten Mittwoch, bis er den frei gewordenen Platz (von Cala) im Auto in Anspruch nahm. Er saß all die Jahre immer vor ihrer Box, am Fenster hinter meinen Fahrersitz und so als ob, Cala´s Geist noch immer mit uns fahren würde, wollte er partout nicht auf die leer geräumte Seite.
Nachdem ihre Tochter nachhause kam, ging ich die Straße rüber und hoch in meine Wohnung – schrieb für alle die Info (mit den schon am Tag zuvor vorbereiten Fotos) in Facebook. Machte den Computer aus, ging ins Schlafzimmer und schmieß mich auf´s Bett und heulte wie ein schwer verletzter Wolf … irgendwann war ich eingeschlafen und wurde wieder wach, als es dunkel war.
Dann ging ich ins Wohnzimmer … hing passiv einige Stunden am Computer ab und versuchte mich kurz vor Mitternacht wieder hin zu legen … nachdem ich fast 1 Stunde vergeblich versucht hatte einzuschlafen ging ich wieder ins Wohnzimmer zurück schnappte mir ihre Kunstfell-Plüschdecken aus dem Körbchen und legte sie auf mein Kopfkissen … es roch so intensiv nach Cala und ich hatte das Gefühl, dass sie wieder bei mir war und schlief dann ein.
Den nächsten Tag verbrachte ich die meiste Zeit im Bett … unfähig wirklich aufzustehen, mich anzuziehen oder mir was zu Essen zu machen
Ich fragte mich auch immer wieder, habe ich alles richtig gemacht?
Tiere haben einen natürlichen, angeborenen Instinkt, dass man Anzeichen von Krankheit und Gebrechlichkeit möglichst lange und konsequent unterdrücken sollte. In der Natur kann sich nämlich ein Tier offenkundige Schwäche nur selten erlauben. Entweder wird es damit zu potenziell leichter Beute oder es verliert schnell den sozialen Status. Beides typischerweise Situationen, die es zu vermeiden gilt und so hatte sie sicher schon vor den 1. Mai mit Schmerzen zu kämpfen gehabt und zog sich auch deshalb, besonders nachts mehr und mehr in der Wohnung vom Schlafzimmer in den restlichen Teil der Wohnung zurück. Nachdem sie die starken Schmerztabletten bekam suchte sie wieder mehr meine Nähe und lag dann auch meist vor mir, auf dem Teppich zwischen Sofa und Fernseher.

Ich wusste, ich muss die Ruhe ihr gegenüber ausstrahlen, wie sie es von mir seit Anbeginn kennt, keine Träne durfte rollen. Nicht, wie beim Tod meiner Mutter vor 5 Jahren, wo sie erschrocken ihre Pfote auf meinen Oberschenkel legte und dann neben mir aufs Sofa gesprungen kam, um die Tränen auf mein Gesicht abzulecken. Es fiel mir so schwer sie in den letzten Tage nicht zu beunruhigen … mutig und tapfer zu sein – die Stärke zu zeigen, die sie brauchte und sie bis zu diesen scheiß Behandlungstisch in der Tierarztpraxis zu begleiten, wo sie abgelenkt von Frankfurter Würstchen auf die andere Seite, des Lichts treten würde (nicht in eine separaten Hundehimmel) sondern an einen Ort, wo sie auf mich warten wird, bis irgendwann meine Zeit gekommen ist.

Wann ist das Leben noch Lebenswert?
Ich hätte im Mai 2018, als sie den Tumor an ihrem Bein raus operiert bekam noch damit leben können, wenn sie dabei ihr Bein verloren hätte, weil ich wusste, dass hätte ihre Bewegungs- und Lebensfreude keinen Abbruch getan.

Ich überlegte auch: ein Hund, der durch einen Tumor ein Auge verliert, verliert deshalb nicht unbedingt seine Lebensfreude – dazu habe ich genug Beispiele. Drückt der Tumor aber auf Nerven und Gehirn, so wie das bei Cala der Fall war, so dass sie u.a. ihre Umwelt immer schlechter wahrnahm und immer schlechter das Gleichgewicht halten konnte, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Sie konnte das Leckerchen auf dem Boden weder richtig sehen, noch riechen und stand auch immer öfters lange auf einer Stelle rum und schaute ins Leere….

Was ganz schwer anzusehen war: das sie kaum noch in der Lage war, sich entspannt hinzulegen um zu Schlafen. Meist lag sie ausgestreckt auf dem Boden oder auf der Balkonmatratze nachdem sie zuvor eine gefühlte Ewigkeit ziellos durch die Wohnung lief, bis sie endlich stehen blieb und versuchte sich hinzulegen (dabei stand ihr irrsinnig aufgeblähter Bauch im weg) und dann schlief sie dann auch maximal nur für 1-2 Stunden ein ...

Ohne die starken Schmerztabletten ging gar nichts mehr und die kamen noch zu den vielen Tabletten, die sie schon wegen den Tumor, dem Magen, der Leber usw. usw. nahm dazu.

Es waren so viele Kleinigkeiten die sie nicht mehr machte (sich auf den Rücken im Gras zu wälzen, mit den Schwanz zu wedeln, wenn ich den Käse aus den Kühlschrank holte (weil sie es nicht mehr hörte und auch nicht roch) aber es waren dann so viele Dinge die sie machte, die mich immer aufs Neue erschreckten.

Seit sie 7 Monate alt war habe ich ihr Leben bestimmt und es versucht es so schön zu machen, wie es für sie am besten war und nun musste ich entscheiden, wann es nicht mehr weiter geht …
All meine Gedanken, die trotz allen aufkommenden Vorwürfe und der Trauer, die mir mein Herz einschnürrte zeigten mir, in aller Deutlichkeit, dass eine tiefe Verbundenheit zwischen mir und meiner Cala bestand ...

Trauer und Trost
Geholfen hat mir auch die vielen, vielen Reaktionen und Postings bei Facebook, die vielen Fotos, die ich 2 Tage nach meinen Aufruf mir Fotos zu zeigen, die alle noch so von Cala auf ihren Smartphone und Festplatten hatten … eine Art "gemeinschaftliche Trauerbewältigung", weil sonst sitze ich die meiste Zeit hier alleine zuhause und muss mit diesen irrsinnigen Schmerz zurechtkommen.
Danke an alle, die meinen Schmerz teilen und es mir in irgendeiner Form auch zum Ausdruck bringen!

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich zum Glück nicht das Leid der letzten Tage sondern
* meine Maus, wie sie auf dem Bett liegt und mich anschaut

* ich sehe sie mutig, die Bäume hoch klettern
(keine Ahnung warum sie das so sehr liebte ... vielleicht war sie ein verzaubertes Eichhörnchen)



Hier mit Pflegehund Chiquito

*Ich sehe sie rennen und so schnell, wie man es sich kaum vorstellen kann




* ich sehe sie die ersten Wochen und Monate, als ich sie von Spanien mitbrachte
Hier einige der ersten Fotos, als sie nicht mal 1 Jahr alt war






>>> Das Geschäft mit dem Tod